Urlaub, Reisen und Roadtrips in Zeiten der Corona–Pandemie.

(Stand: Januar 2021)

Die Corona-Pandemie. Ausgelöst durch ein Virus, das uns seit dem Frühjahr 2020 wie ein Schatten begleitet. Regierungen gehen dabei teils unterschiedlich vor – von der Maskenpflicht bis hin zu Lockdowns mit Ausgangsbeschränkungen. 

Im letzten Sommer wurden viele Schutzmaßnahmen gelockert. Sodass etliche Menschen Reisen im In- und Ausland unternommen haben. Nun zeigen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Tourismus als wesentlicher Faktor zur Verschärfung der Pandemie-Lage seit Herbst 2020 beigetragen hat. Neue Impfstoffe sollen diese Situation mildern – doch Experten prognostizieren, dass das Corona-Virus auch noch im Jahr 2021 in vielen Teilen unser Leben bestimmen wird. Daher fragen wir: Schränkt das Corona-Virus unser Reiseverhalten im neuen Jahr ein? Wie können wir in 2021 reisen, ohne uns selbst oder Mitmenschen durch eine Virus-Infektion zu gefährden? Ist das Reisen künftig überhaupt noch in einer uns bekannten Form möglich? Oder ist langfristig mit Einschränkungen zu rechnen? Und steht der nächste Lockdown vielleicht schon vor der Tür?

Vorab, bevor wir uns diesen ganzen Fragen widmen, wollen wir, die Roadtrip Stories Crew, folgendes klarstellen: Wir sind der festen Überzeugung, dass die Priorität unserer Gesellschaft, insbesondere in Zeiten der Pandemie, darin bestehen muss, Menschenleben zu schützen und Empathie zu zeigen. Die eigene Reiselust darf kein Risiko für Mitmenschen darstellen. Dabei ist es wichtig, dass wir alle den Ernst der Lage begreifen und geduldig als auch diszipliniert handeln. Und gerade deswegen sehen wir uns als Magazin mit Themen rund um Mindful & Slow Travel und Roadtrips umso mehr in der Pflicht, diesen Artikel zu verfassen. So haben wir über Monate hinweg recherchiert, mit zuletzt Reisenden gesprochen, Reiseveranstalter und Branchen-Insider befragt, sowie Ansichten, Erfahrungswerte und Prognosen für das Jahr 2021 eingeholt. Dabei kommen wir zu folgendem Schluss: Ja, das Reisen im Jahr 2021 ist auch während der Corona-Pandemie möglich (Stand: Januar 2021). Aber: Möglicherweise anders als es viele von uns gewohnt sind – doch nicht weniger schön. Wie diese Aussage zu verstehen ist, liest du in den folgenden Zeilen dieses Artikels.

Wir vermissen die Strände, die Berggipfel, das Kennlernen neuer Kulturen, der Menschen und ihrer Lebensweisen. Ein Jahr ohne zu reisen, das kann schon mal an den eigenen Kräften zehren. Politiker und Wissenschaftler gehen aktuell davon aus, dass es im Frühjahr durch höhere Temperaturen und dadurch, dass voraussichtlich bereits erste Impfungen stattgefunden haben werden, mit einer angenehmeren Pandemie-Lage zu rechnen ist. Angenehm bedeutet, dass Maßnahmen gelockert werden könnten. Das Reisen ist somit wieder möglich. Theoretisch. Denn letztendlich liegt es an uns allen, wie wir mit dieser Chance umgehen. Denn unvernünftiges Reisen kann wiederholt zur beschleunigten Verbreiten des Virus und zur Steigerung von Pandemie-Zahlen führen. Und wie wir alle bereits zwei Mal spüren durften, zum erneuten Lockdown. 

Wie schaffen wir es also, Reisen im Jahr 2021 sicher und zugleich so zu gestalten, dass wir Freude daran haben – ohne uns dabei stark einzuschränken – und ohne einen neuen Lockdown befürchten zu müssen? Das geht, indem wir aus den vergangenen Monaten lernen, Reise-Anbieter neue Konzepte entwickeln und unsere Gesellschaft ein Neudenken im eigenen Reiseverhalten stattfinden lässt, das nachhaltiger und bewusster ist. So sprachen wir zuletzt mit Reisenden aus deutschsprachigen Regionen – ihre Geschichten, Erfahrungen und Erkenntnisse aus den letzten Monaten teilen sie nun mit uns. Mit Ratschlägen für kommende Reiseplanungen – und Tipps, wie sich auch in Lockdown-Zeiten das Fernweh stillen lässt.

Den Anfang macht Sarah, Fotografin und Social Media Strategin aus Frankfurt am Main, die im Sommer 2020 unter anderem im Reich der Dolomiten und in Venedig auf Reisen war. Wir sprechen mit ihr über den Zeitpunkt, als sie von den Corona-Schutzmaßnahmen erfahren hat – und – wie sie sich auf Reisen verhalten hat, um sich und andere
Personen nicht zu gefährden.

Interviews:

Aus diesen Interviews sowie aus Recherchen, Gesprächen, Erkenntnissen, Erfahrungsberichten und Ratschlägen mit und von Reisenden der letzten Monate sowie einem Austausch mit Branchen-Insidern und Reiseanbietern haben wir sieben einfache Regeln für das Reisen während der Corona-Pandemie entwickelt. Hier geht’s zum Beitrag mit den sieben Regeln für das Reisen in Pandemie-Zeiten.

Zeit für neue Ansätze

Die Begriffe „Urlaub“ und „Reisen“ und unser Verständnis davon wurden über die letzten hinweg sehr stark von der kommerziellen Reiseindustrie sowie ihren Pauschal- und Konsumangeboten geprägt – und vor allem als „schöne, entspannte und kulinarische Freizeitaktivität“ dargestellt, die man sich zu bestimmten Zeiten mal gönnen könne. Dabei treffen immer günstiger werdende Angebote auf hohe Nachfrage – vielerorts ist ein Tourismusboom entstanden. Beliebte Plätze wurden zu Menschenmagneten. In ihren In ihren Angeboten passen sich diese Räume den Gästen an. So haben sich beispielsweise etliche Mittelmeerinseln über Jahre hinweg zum Sinnbild für Massentourismus entwickelt. Super günstige Angebote. Zahlreiche Besucher an einem Fleck. Über Jahrzehnte kurbelte dieses Konzept die Tourismuswirtschaft an.

Aber nun, durch die Corona-Pandemie, ist der Tourismus-Sektor vollkommen ausgebremst. Der Markusplatz in Venedig wirkt wie ausgestorben. Kaum beruhigt sich die Pandemie-Lage, füllen sich jene Orte wieder. Menschen drängen erneut näher aneinander, Abstände werden minimiert, das Ansteckungs-Risiko erhöht sich und prompt – wiederholt sich die Krisen-Situation in Dauerschleife. So stellt man sich die Frage: Ist dieses Tourismus-Konzept noch zeitgemäß?

Dass Massentourismus unabhängig von der Corona-Pandemie seit langem eine Vielzahl von Nachteilen mit sich bringt, ist nicht erst seit heute bekannt. Verlierer dieses Konzepts neben unserer Umwelt vor allem die Menschen, die an überfüllten Touristenplätzen leben – zwar werden auch Arbeitsplätze geschaffen, doch die Allgemeinheit profitiert keineswegs vom Massentourismus. Lebensunterhaltungskosten steigen, Orte werden vermüllt, der Geräuschpegel steigt unverhältnismäßig, oft findet eine Überlastung der lokalen Infrastrukturen statt und auch die Luftqualität verschlechtert sich vielerorts durch erhöhtes Verkehrsaufkommen oder gigantische Transportmittel wie Kreuzfahrtschiffe. Fernab des Fakts, dass Massentourismus einer Pandemie hilft, sich zu verbreiten, verdrängt und verformt dieses Tourismus-Konzept vielerorts einheimische Kulturen – eben jene Kulturen, weswegen oft Reisende eigentlich aufbrechen.

Jeder kann, darf und sollte natürlich selbst entscheiden können, wie und welches Reiseziel er bereisen möchte. Gewisse Vorteile des Massentourismus, wie beispielsweise das Schaffen neuer Arbeitsplätze oder die Möglichkeit, günstig zu verreisen, sind, soweit dies fair abläuft, auch eine gute Sache. Doch sollte man auch die Nachteile dieses Tourismus-Konzepts kennen. Viele Reise-Anbieter, auch globale Player, haben dieses Problem mittlerweile erkannt und arbeiten fieberhaft an neuen Ideen. Doch auch wir, als Konsumenten und Reisende, sollten uns die Frage stellen, wie wir künftig reisen wollen und welche Erwartungen wir daran stellen – und ob dies ein Umdenken unsererseits und eine Veränderung unserer Gewohnheiten erfordert. Denn eine solche Transformation ist bereits inmitten in unserer Gesellschaft und Wirtschaft angekommen. Durch die mediale Präsenz des Klimaschutzes, durch gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen, sowie durch ein steigendes Bedürfnis nach authentischen Erfahrungen, Achtsamkeit und echten Reise-Mehrwerten mussten sich Reiseanbieter bereits vor Pandemie-Beginn mit neuen Lösungsansätzen beschäftigen. Die uns aktuell aktuell beherrschende Pandemie zwingt Anbieter förmlich im Eiltempo, Konzepte neu zu denken und zu überarbeiten.

Dabei beginnen vor allem jüngere Generationen damit, das Reisen mit neuen Augen zu betrachten. Die individuelle Gestaltung und das authentische, spürbare Erlebnis spielen dabei eine große Rolle. Durch das Reisen soll man persönlich wachsen und lernen – die Welt und ihre Zusammenhänge wollen verstanden werden, indem wir sie mit offenen Augen bereisen. Themen wie Entschleunigung, nachhaltige Stressreduktion, Meditation und Bewusstseinsverständnis erhalten Einzug ins Reisegeschehen. Das Reisen soll dabei nachhaltig und langfristig prägen – der Resonanztourismus ist geboren, ein Tourismus der Reisende fordert und fördert. Doch Reisende, die wirklich bewusst/achtsam und entschleunigt reisen wollen, beginnen ein Reiseerlebnis oft auf eigene Faust ohne festes Programm, eine stark limitierte Zeitdauer oder ein festes Reiseziel. Der Weg wird zum Ziel. Willkommen im Bereich Mindful & Slow Travel.

Gleichzeitig breiten sich in kreativen und technologischen Unternehmen die Ideen von Sabbaticals und Vertrauensurlaub aus – längeren Auszeit, je nach Unternehmenskultur auf Vertrauen basierend – in der das Reisen als Quell für neue Ideen, Perspektiven, Inspiration und Energie dient. Ansätze, die expandieren und zur gesellschaftlichen als auch wirtschaftlichen Reflexion anregen. 

Für Dauernutzer klassischer Konsumtourismus-Konzepte kann eine solche Entwicklung erstmal wie ein Schock wirken – und vermutlich wird auch künftig weiterhin eine Vielzahl von herkömmlichen Tourismusangeboten bestehen bleiben. Grundsätzlich bleiben Menschen auch gerne bei gepflegten Gewohnheiten und sind erstmal skeptisch gegenüber Veränderungen. Doch Veränderungen bieten auch Chancen – und insbesondere im Bereich Mindful & Slow Travel sind diese enorm – vor allem auch auf persönlicher Ebene. Denn beim bewussten und entschleunigten Reisen geht es nicht um Verzicht. Ganz im Gegenteil. Es geht um das eigene Wohlbefinden und das eigene Bewusstsein dafür – und um eine nachhaltige bewusste Gestaltung des eigenen Lebens. In Gesprächen mit unserer Roadtrip Stories Crew bestätigen uns Reisende bisher zu 100%, dass das bewusste und entschleunigte Reisen langfristig positiv zur eigenen Lebensgestaltung beigetragen hat und dies noch immer tut – von der jungen Studentin bis hin zum ehemaligen Topmanager industrieführender Unternehmen.

Ganz nebenbei ebnet ein solcher nachhaltiger Reiseansatz den Pfad in eine Zukunft, in der Menschen und ihre Umwelt intensiver im Einklang leben. Das mag philosophisch klingen, realitätsfern oder gar blauäugig – und auch wenn das in einer heutigen Welt, die oft grau erscheint, unmöglich scheinen mag, sind die ersten Wurzeln hierfür bereits geschlagen. Denn eine beachtliche Anzahl von Personen hat die Kraft des bewussten und entschleunigten Reisens fern des Massentourismus längst erlebt – und wenn selbst die Wirtschaft darauf reagiert, muss etwas dran rein. Mit einem Startup, dass den Weg in ein nachhaltigeres Tourismuskonzept geht, haben wir uns im verlinkten Interview hier etwas genauer unterhalten.

Mehr Inspiration zum Thema Mindful & Slow Travel findest du beispielsweise im Interview mit dem Weitwanderer Thair Abud, im Interview mit der Reisefotografin Carmen Huter oder im Gespräch mit Daniela Obers von 7Mind. Zudem haben wir hier Ratschläge und Tipps erstellt, die dich dabei unterstützen, bewusster, achtsamer und entschleunigter zu Reisen.

Hier findest du sehenswerte Reisedokumentationen und -Filme zum Fernweh stillen während der Corona-Pandemie.

Roadtrip Stories ist dein Onlinemagazin für Mindful & Slow Travel. Und wir lieben Roadtrips, denn diese eignen sich ideal, um erste erste Erfahrungen mit dem bewussten und entschleunigenden Reisen zu machen. Nach den Geschichten, die während einer solchen Reise entstehen, haben wir uns benannt.