Mit Maja von Road Spirit.
Im Rahmen des Magazinthemas „Urlaub, Reisen und Roadtrips in Zeiten der Corona-Pandemie“ haben wir uns mit Insidern der Reisebranche, Reiseanbietern und mit Menschen unterhalten, die im Sommer/Herbst 2020 auf Reisen waren. Schon mal von Road Spirit gehört? Womöglich sind dir Anbieter bekannt, die Camper und Vans verleihen. Doch Road Spirit ist uns dabei besonders ins Auge gefallen. Denn das Tolle bei Road Spirit ist: Die Vans stecken so voller Liebe zum Detail, als würden sie direkt per Zeitmaschine aus den 70ern ins 21. Jahrhundert cruisen. Auch mit Maja von Road Spirit haben wir uns über Erfahrungen, Ansichten und Erlebnisse zum Reisen während der Corona-Pandemie ausgetauscht – und darüber, wie Road Spirit für das kommende Jahr plant.
Beginn des Interviews
Maja, wie sehen deine Reise-Erfahrungen aus dem Jahr 2020 aus?
Maja: Normalerweise sind wir mit unseren Freunden mehrmals im Jahr auf Reisen. In den letzten drei Jahren waren unsere Hauptreiseziele Andalusien oder Sri Lanka. Kurz vor der Pandemie, im Februar, sind wir zum Glück noch einmal mit unseren Freunden (10 Personen) nach Andalusien geflogen und haben uns dort ein Haus gemietet. In der Region sind wir deshalb so oft, weil wir vor Ort mit unseren Freunden von Surf Spirit ein Surf und Yoga Retreat aufbauen. Auch das geplante Reiseziel in Sri Lanka ist ein Camp von Surf Spirit. Aufgrund von Corona, war uns schnell klar, dass Sri Lanka wahrscheinlich nicht stattfinden wird und wir waren dankbar, dass wir zumindest im Februar in Andalusien waren.
Weitere Planungen konnte man aber nicht wirklich tätigen. Also war man auf einer Art Warteschleife.
Meiner Freundin Gwendolin und mir ist irgendwann die Decke auf den Kopf gefallen und wir hatten so Sehnsucht nach einem Roadtrip. Sie in Kurzarbeit, aber trotzdem mega abgespannt und ich, die im Bereich Social Media arbeitet, die plötzlich doppelt so viel Arbeit hatte. Da haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, einfach ans Meer zu fahren. Unser Bulli bei Road Spirit war noch nicht vermietet und am nächsten Tag haben wir ihn uns schnell geschnappt und sind damit nach Den Haag gefahren und haben uns dort für ein Wochenende auf einen Campingplatz gestellt. Vor Ort haben wir dann mit dem Fahrrad die Gegend erkundet.
Eine Woche später ging es für mich für ein paar Tage in die Pfalz. Der Bulli, mein Hund und ich. Ich habe dort zwei Freunde besucht und wir sind mit dem Bulli durch die Weinberge gefahren und haben uns dort schöne Tage gemacht. Eigentlich wollte ich auch mit diesen zwei Freunden schon zuvor im Jahr verreisen. Aufgrund der Pandemie ging dies aber nicht. Deshalb bin ich dann spontan mit dem Bulli hingefahren.
Im August waren meine Mädels und ich dann noch in Kroatien – auch ziemlich spontan geplant. Meine Familie kommt aus Kroatien und dadurch gehört mindestens ein Besuch im Jahr genauso in meine Jahresplanung, wie die Reisen nach Andalusien und Sri Lanka. Weil die ganzen Urlaubsplanungen der anderen auch ins Wasser fielen, sind sie in dem Jahr das erste Mal mit mir nach Kroatien geflogen. Wir haben uns dann im Haus meiner Cousine Apartments gemietet. Das war quasi ein Familien- und Freundesurlaub. In der Region Split haben wir verschiedene Inseln besucht und waren oft mit dem Boot unterwegs. Geplant waren für mich drei Wochen Aufenthalt (die Mädels waren um die zehn Tage da), ich habe meinen Flug dann noch mal um eine Woche verschoben, weil ich scheinbar intuitiv wusste, dass es wohl mein letzter Ausflug dieses Jahr bleiben sollte.
Auch, wenn du auf Reisen warst, klingt das so, als hätte die Pandemie deine Reise-Pläne doch ziemlich eingeschränkt. Wie war es dann für dich, als du die Reisen und Tagesausflüge nach Kroatien, Den Haag oder in die Pfalz unternommen hast – hat dir auch dort die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht?
Maja: Tatsächlich war das Thema Corona Pandemie überall sehr präsent. Es ist schon faszinierend, wie schnell die ganze Welt von ein und derselben Sache betroffen ist. Das hat man einfach überall gespürt.
Den Haag war tatsächlich der einzige Ort, an dem keine Maskenpflicht herrschte. Das war einerseits total komisch, aber andererseits auch sehr „erfrischend“, weil man so ein bisschen mehr das Gefühl von „Normalität“ hatte. Da ich eh nicht der Typ bin, der gerne durch die Stadt schlendert oder in Cafés sitzt, in Discos geht usw. habe ich nicht das Gefühl gehabt, auf Etwas verzichten zu müssen. In Den Haag ging es uns einfach darum, bisschen mit dem Fahrrad durch die Gegend zu fahren, abends den Sonnenuntergang am Meer zu erwischen und ansonsten das Camper-Dasein mit all seiner Einfachheit zu genießen. In der Pfalz waren wir in den Weinbergen unterwegs und haben auch einfach die Natur genießen wollen.
In Kroatien war es super voll, als wie wenn alle auf einmal in Kroatien Urlaub machen wollten/mussten. Deshalb haben wir uns auch dort entweder am Haus, am Strand vor dem Haus oder eben auf dem Boot aufgehalten. Wir waren unter uns und haben uns auch da von den ganzen Massen ferngehalten. Das wäre aber auch ohne Corona der Fall gewesen, weshalb uns das dann nicht negativ aufgefallen ist. Während unseres Aufenthaltes wurde Kroatien als Risikogebiet eingestuft, weshalb eine Freundin, die gerade erst gelandet war, ihren Urlaub frühzeitig abbrechen musste (arbeitsbedingt). Das war super schade. Andere Personen haben einem dann auch bisschen „Panik“ gemacht, dass man nicht mehr ausreisen kann usw. Dem war aber nicht so und in Kroatien selbst wurden die Strände immer leerer. Nachdem alle abgereist waren, entschied ich mich, zu verlängern, um die Stille ein wenig länger genießen zu können.
Was aber die andauernde Stimmung betrübt hat, war das Thema an sich. Die Sorgen der Menschen, die Unstimmigkeiten zu gewissen Themen, die Ungewissheit und einfach die Menge an Informationen, die permanent und überall auf einen hereingebrochen sind.
Was habt ihr unternommen, um euch selbst als auch andere Menschen vor einer Corona-Infektion zu schützen?
Maja: Wir haben uns so gut wie möglich von großen Menschenmassen ferngehalten und alle Vorschriften beachtet. Wir waren viel unter uns. Wir haben z.B. selber gekocht statt ständig in überfüllte Restaurants zu gehen, was wir eh lieber machen.
Nach dem Aufenthalt in Kroatien wurden wir natürlich auch getestet und waren in Quarantäne, bis die Testergebnisse kamen (wir waren alle negativ ).
Gab es Reise-Momente, in denen der Schutz vor einer Infektion gefährdet war?
Maja: Mir fällt kein Moment ein.
Würdest du so weit gehen, zu sagen, dass das Reisen im Van vielleicht sogar die sicherste Reise-Art in Pandemie-Zeiten ist?
Maja: Ja, kann ich mir schon gut vorstellen. Man kann mit seinen engsten Leuten, mit denen man eh ständig unterwegs ist, eine wundervolle Zeit genießen und viele Orte sehen, ohne großartig mit anderen Menschen in Kontakt treten zu müssen. Wenn man sich gut vorbereitet, kann man sich schon zu Hause mit allem eindecken, was man fürs Reisen benötigt. Theoretisch müsste man nicht einmal in den Supermarkt (kommt natürlich auf die Reisedauer an). Wenn man mit dem Van unterwegs ist, verbringt man die meiste Zeit eh draußen oder am Van. Ich war selten mit ‘nem Van unterwegs, um am Ende des Tages in einer Shopping Mall zu landen. Moment, sagte ich selten? Ich meinte NIE. Wer mit einem Van reist, will etwas Ursprüngliches erleben. Ab in die Wildnis, die Natur, back to simplicity. Reisen mit einem Van bringt einen definitiv näher zur Natur und sich selbst.. Da benötigt man halt nicht viel, um glücklich zu sein. Das ist immer schön, aber zu Zeiten von Corona auch ziemlich praktisch.
Wie plant ihr als Van-Anbieter für das Jahr 2021?
Maja: Ganz ehrlich? Wir planen nicht. Wir lassen es auf uns zukommen. Wir vermuten, dass die Nachfrage 2021 weiterhin steigen wird. Selbst wenn die Grenzen alle wieder öffnen sollten, können wir uns vorstellen, dass viele nochmal ein Jahr auf den großen Urlaub verzichten werden und lieber in der Nähe bleiben und auf eben sicherere Reisemethoden zurückgreifen werden. Camping hat dieses Jahr noch mal einen totalen Aufschwung bekommen. Es war ja bereits in den letzten Jahren schon so im Kommen, aber 2020 hat dem Ganzen nochmal einen richtigen Schub gegeben.
Aber davon lassen wir uns jetzt nicht unter Druck setzen. Wir planen schon seit langer Zeit, einen neuen Van auszubauen. Das steht an unserer Tagesordnung ab Januar 2021. Dies hat aber nicht den Grund, weil wir jetzt schnell expandieren wollen. Wir könnten den Camping-Boom eigentlich total nutzen, aber an erster Stelle steht bei uns die Qualität und die braucht eben seine Zeit. Wir lassen uns also nicht stressen, trotz wachsender Nachfrage.
Road Spirit ist ein Herzensprojekt. Wir alle haben noch andere, eigene Projekte, weshalb wir nicht darauf angewiesen sind, möglichst viel zu vermieten. Wenn man so lange einen Camper ausbaut, ist das auch ein bisschen wie das eigene Kind. Ein wenig blutet das Herz immer, wenn sie dann mit unbekannten Menschen unterwegs sind und man nicht weiß, ob sie mit oder ohne Macke zurück kommen.
Wir gucken mal, wie weit wir mit dem neuen Camper kommen. Wer weiß, was noch kommen wird. Alles kann, nichts muss. Ich würde mal sagen, das ist so unsere Einstellung.
Über Road Spirit
Mehr über Road Spirit sowie die Gründungsgeschichte des Van-Anbieters findest du hier. Übrigens: In Partnerschaft mit Surf Spirit hat Road Spirit im Jahr 2021 ein Surf & Yoga Retreat in Andalusien eröffnet. Mehr hierzu findest du hier im Beitrag.
Mehr über „Urlaub, Reisen und Roadtrips in Zeiten der Corona-Pandemie“ findest du hier im Hauptartikel zum Thema. Zudem haben wir aus den Gesprächen und Erfahrungen von Reisenden, Reiseanbietern und Reisebranche-Insidern im Winter 2020 sieben Regeln für das Reisen während der Corona-Pandemie erstellt. Zu diesen Regeln gelangst du hier.
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Interview: 2020, Maja von Road Spirit mit Roadtrip Stories (Titelbild: © Bob Sala) Dieser Beitrag enthält freiwillige Werbung ohne Beauftragung.