Mit Megan Baridon und Nico Staub.
Im Rahmen des Magazinthemas „Urlaub, Reisen und Roadtrips in Zeiten der Corona-Pandemie“ haben wir uns mit Insidern der Reisebranche, Reiseanbietern und mit Menschen unterhalten, die im Sommer/Herbst 2020 auf Reisen waren. Megan aus der französischen Schweiz und Aleks aus der Roadtrip Stories Crew kennen sich seit Juli 2019– beide waren zu dieser Zeit als Solo-Traveller in den Dolomiten unterwegs. Seit 2020 bereist Megan mit ihrem Partner Nico in gemieteten Vans regelmäßig unterschiedliche Teile Europas. So waren die beiden im Juli 2020 in der Toskana und in Ligurien sowie im Oktober 2020 in den italienischen Regionen Umbria, Marche, Emilia-Romagna und noch einmal in der Toskana. Die finalen Reise-Routen haben sie beide Male erst in der Toskana geplant – so dann reihenweise kleine italienische Dörfer zu Fuß besichtigt und Wanderungen unternommen. Städte, bis auf Firenze und Siena, haben sie auf ihren Reisen nicht erkundet – wegen der Pandemie, aber auch, weil sie den Stadt-Trubel nicht mögen. Wie die beiden ihre gemeinsamen Abenteuer seit Beginn der Corona-Pandemie erleben, darüber haben wir mit ihnen gesprochen.
Beginn des Interviews
Liebe Megan, lieber Nico, ihr erzählt davon, dass ihr auf euren Reisen das Besichtigen von Städten, bis auf Firenze und Siena, gemieden habt. Liegt das generell daran, dass ihr zwei keine großen Fans von Städten seid oder hatte eure Entscheidung auch etwas mit der Corona-Pandemie zu tun?
Megan und Nico: In Städten, insbesondere in Großstädten, sind uns zu viele Menschen unterwegs – die dadurch allgegenwärtige Hektik mögen wir nicht besonders. Und ja, auf Grund der Corona-Pandemie vermeiden es noch mehr, uns in Städten aufzuhalten. Aber der Hauptgrund ist, dass wir generell das Verweilen in der Natur und das Erkunden von typischen, kleinen Dörfern bevorzugen. Orte, wo wir die Ruhe genießen, entspannen und uns dafür Zeit nehmen können.
Wie sehr habt ihr euch beim Reisen durch die Corona-Pandemie eingeschränkt gefühlt?
Megan und Nico: In Italien konnten wir ziemlich frei reisen. Lediglich einige Regionen mussten wir meiden, da unser Heimatland, die Schweiz, diese Gebiete auf die „Rote Liste“ gesetzt hat – das waren beispielsweise Ligurien, Kampanien, Venezien und die Lombardei. Durch diese Regionen konnten wir zwar fahren, jedoch nicht übernachten, da wir sonst bei der Rückkehr in die Schweiz in Quarantäne gemusst hätten. Das waren sozusagen die einzigen wirklichen Einschränkungen. Ansonsten konnten wir nach Lust und Laune unternehmen, worauf wir Lust hatten.
Würdet ihr sagen, dass die Entscheidung, im Van zu reisen, euch das Reisen während der Corona-Pandemie erleichtert hat?
Megan und Nico: Absolut, ja. Wir waren frei im Reisen. Konnten überall hin, wo wir sein wollten und sogar durch Gebiete fahren, die die Schweiz auf die „Rote Liste“ platziert hat.
Hatte eure Entscheidung, mit dem Van zu reisen, etwas mit der Corona-Pandemie zu tun oder hattet ihr generell vor, unabhängiger reisen zu wollen?
Megan und Nico: Ja, das liegt aber nicht alleine an der Pandemie. Wir sind beide Roadtrip-Fans und wollten jetzt einfach mal das Vanlife ausprobieren. Eines Tages würden wir auch sehr gerne einen Van kaufen und diesen ausbauen. Doch eigentlich wären wir im Oktober 2020 wahrscheinlich in ein weiter entferntes Land geflogen – die Corona-Pandemie hat das Vorhaben aber verkompliziert und so fiel das ganze ins Wasser. Und da uns Italien so gut gefällt, sind wir einfach ein zweites Mal im Jahr 2020 dorthin gefahren. Mit einem gemieteten Van. Das Reisen im Van gab uns ein Gefühl von Sicherheit. Wir konnten bei Bedarf im Van schlafen und geplante Reiseziele in letzter Minute ändern, falls das Risiko bestanden hätte, dass Grenzen schließen oder in Quarantäne zu müssen.
Denkt ihr, die Art, wie wir Menschen innerhalb der nächsten Monate reisen, wird sich durch die Pandemie verändern?
Megan und Nico: Wir denken, es wird sich einiges ändern, ja. Wahrscheinlich werden wir weniger an weit entfernte Orte reisen, sondern nähere Regionen und Plätze besuchen. Zumindest, bis wir die Corona-Pandemie größtenteils hinter uns haben. Dabei müssen wir auf Regeln achten und sind womöglich nicht mehr so frei im Reisen, wie das noch vor der Pandemie der Fall war. Aber dass das ganze soweit geht, mit Impfpässen seine Corona-Virus-Immunität vorweisen zu müssen, denken und hoffen wir persönlich nicht.
Was sind eure Ratschläge für Menschen, die im Jahr 2021 verreisen wollen?
Megan und Nico: Das Reisen gestaltet sich vielleicht etwas komplizierter. Aber unmöglich ist es nicht. Auch wenn sich Regeln kurzfristig ändern, wird es immer wieder Möglichkeiten geben, auf Reisen zu sein. Doch, um unabhängiger zu sein, sollte man bei der Wahl des Fortbewegungsmittels lieber auf Verkehrsmittel wie Autos, Vans oder Züge vertrauen.
Welche Tipps habt ihr für Menschen, die sich bisher nicht getraut haben, einen Roadtrip zu unternehmen?
Megan und Nico: Die Corona-Pandemie ist die perfekte Gelegenheit, um das erste Mal einen Roadtrip zu unternehmen. Dabei kann man sich Zeit nehmen, um Landschaften zu genießen, kann dort halten, wo man will, und entdecken, was man will. In Kulturen eintauchen, die Geschmäcker unterschiedlicher Regionen probieren, die Natur erkunden. Die Reiseroute plant man dabei am besten obligatorisch und kann sie dabei von Tag zu Tag ändern. Wir sagen: Lass dich auf deinem Roadtrip nicht stressen und genieße die Zeit beim Fahren mit einer guten Playlist.
Mehr über „Urlaub, Reisen und Roadtrips in Zeiten der Corona-Pandemie“ findest du hier im Hauptartikel zum Thema. Zudem haben wir aus den Gesprächen und Erfahrungen von Reisenden, Reiseanbietern und Reisebranche-Insidern im Winter 2020 sieben Regeln für das Reisen während der Corona-Pandemie erstellt. Zu diesen Regeln gelangst du hier.
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Interview: 2020, Megan Baridon und Nico Staub mit Roadtrip Stories (Titelbild: © Nico Staub)