Alex Ditzel von TripLegend über eine Gruppenreise nach Georgien.

Im Rahmen des Magazinthemas „Urlaub, Reisen und Roadtrips in Zeiten der Corona-Pandemie“ haben wir uns mit Insidern der Reisebranche, Reiseanbietern und mit Menschen unterhalten, die im Sommer/Herbst 2020 auf Reisen waren. Auch mit Alex von TripLegend, einem jungen Reise-Startup aus Berlin, haben wir uns unterhalten. So will das TripLegend einzigartige, individuelle Erlebnisse schaffen und „Bye“ zum Massentourismus sagen. Gemeinsam mit einer kleinen Reisegruppe war Alex im November 2020 in Georgien unterwegs. Im folgenden Interview teilt er seine Reise-Erfahrungen aus den letzten Monaten (Herbst 2020), in denen sich Deutschland schon im „Lockdown Light“ befand.

Beginn des Interviews

Alex, mit einer vierköpfigen TripLegend-Reisegruppe warst du im November 2020 in Georgien. Wie war die Reise, wo doch währenddessen in Deutschland ein leichter Lockdown stattfand? 

Alex von TripLegend: Die Reise fand im Rahmen eines Tests statt. Da wir unsere Reisen erst im neuen Jahr anbieten, wollten wir schon jetzt mit einem kleinen Team ausprobieren, wie sich das Erlebnis für künftige Reisegruppen anfühlt und was wir daran noch verbessern können. Somit war es keine offiziell buchbare Reise.  Aber ja – als wir in Georgien ankamen, war es ein zugleich etwas komisches und doch tolles Gefühl, wieder auf Reisen zu sein. Das Land hat sich in den Monaten vor unserer Ankunft sehr gut in der Handhabung des Corona-Virus geschlagen. Daher hatten wir es auch als Reiseland ausgewählt. Sehr lange war Georgien kein Risiko-Gebiet – erst kurz vor Reisebeginn wurde es als solches eingestuft. Zunächst war das natürlich erstmal ein Rückschlag. Trotzdem war es aufregend, Berlin mal wieder verlassen zu können – gerade noch rechtzeitig, kurz bevor der leichte Lockdown in Deutschland verhängt wurde. 

Aber schon am Flughafen war spürbar, dass wir uns in einer Pandemie befinden. In einer weltweiten Pandemie. Dort gab es einige Screenings. Ein jeder von uns Reisenden musste einen negativen PCR-Test vorweisen können. Sowohl in Berlin als auch in der Ferne in Georgien hast du nie wirklich vergessen, dass wir uns derzeit in einer weltweiten Pandemie befinden. So müssen auch wir als Reiseanbieter unser Angebt anpassen. Und das wird noch eine Weile so bleiben. Doch die Georgien-Reise an sich war fantastisch.

Du meintest, ihr habt einen der letzten Flieger erwischt. Hattet ihr also Glück, noch ausreisen zu können?

Alex von TripLegend: Wir sind am Wochenende vor Beginn des Lockdowns losgeflogen. Ob dieser Lockdown unsere Reisepläne durchkreuzt hätte, lässt sich schwer sagen. Aber ja, es war etwas Glück im Spiel, dass unser Flug genau einen Tag vor Lockdown-Beginn stattfand. Denn im Vornherein fiel uns bereits auf, dass viele Flüge ausländischer Airlines gecancelt wurden. Unser Flug mit einer deutschen Fluggesellschaft wurde lediglich verschoben. Das sind die Dinge, mit denen man sich als Reisender in Pandemie-Zeiten rumschlagen muss. Zudem wurde Georgien noch kurz vor unserer Einreise als Risiko-Gebiet eingestuft – einen Lockdown gab es da aber noch nicht. Doch dieser sollte bald folgen. Ungefähr zur Hälfte der geplanten Reisezeit wurde dieser auch in Georgien verhängt. Inklusive nächtlicher Ausgangssperren. Natürlich trafen wir für den Fall, dass so etwas eintritt, Vorbereitungen und mussten so einige Schritte einleiten, bevor wir überhaupt weiterreisen konnten. Das ist vielleicht etwas nervig, könnte man behaupten. Aber diese Schritte waren notwendig, um verantwortungsbewusst und sicher reisen zu können. Und für uns als Reiseveranstalter war es sozusagen ein Test – um zu sehen: Ist es so möglich? Oder ist das zu viel Aufwand? Unser Fazit: Wir können ganz klar sagen, diese Schritte waren es Wert. Wir hatten eine unglaubliche Reise, die wir so schnell nicht vergessen werden.

Welche konkreten Schritte, die ihr als Reiseanbieter einleiten musstet, sprichst du dabei an?

Alex von TripLegend: Zunächst, unabhängig vom Lockdown und den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen in Georgien, waren das die typischen Schritte wie zum Beispiel das korrekte Befolgen der Einreisebedingungen. Wir als Reisende mussten alle einen negativen PCR-Test vorweisen. Dieser fand bereits in Deutschland statt. Zusätzlich mussten wir neben den ganzen Checks am Flughafen ein Online-Formular der georgischen Regierung ausfüllen. Organisatorisch übernehmen sowas natürlich wir als Anbieter für unsere Reiseteilnehmer. So entsteht für Personen, die über TripLegend eine Reise buchen, kein Bürokratie- oder Organisationsaufwand. Auch helfen wir, bei Bedarf, Termine für die PCR-Tests zu buchen – und, wir wissen, wo in ganz Deutschland getestet wird. Die nötige Datenbasis hierzu liegt uns vor. So können wir Reiseteilnehmer optimal helfen, eine geeignete Test-Station zu finden.

Auch passende Flüge können wir für Reisende buchen, sollte das gewollt sein. Generell aber buchen wir die Flüge nicht, da unsere Teilnehmer so flexibel sind und nach eigenen Bedürfnissen und Zeitplänen an- und abreisen können. Wir bieten dann sozusagen das Programm vor Ort und helfen beim Drumherum aber natürlich gerne mit.

Vor Ort dann, in Georgien, mussten auch unsere lokalen Partner vorab mittels PCR-Test vorweisen, dass wir nicht mit dem Corona-Virus infiziert sind. An öffentlichen Orten haben wir alle stets unsere Masken getragen, regelmäßig Hände desinfiziert und Temperaturen gemessen. Generell muss man dazu sagen, dass es sich fast so anfühlte, als ob Georgien im Einhalten seiner  Corona-Schutzmaßnahmen und im gesellschaftlichen Miteinander weiter ist als Deutschland. Denn während unserer Reise trugen auch alle Einheimischen Maske – immer – egal, ob sie sich gerade in Räumen mit Maskenpflicht befanden oder nicht. Zudem wurde in Bars, Restaurants, Hotels und sogar von Taxi-Fahrern die Körper-Temperatur von Gästen und Personal gemessen. Desinfektion findet an jeder passierbaren Stelle statt.  Und als geschlossene Reisegruppe haben wir uns sicher gefühlt. Denn die Chance einer Ansteckung war so minimal. Innerhalb der Gruppe haben wir natürlich keine Masken getragen – aber nach außen hin haben wir uns so gut wie möglich geschützt. Dazu kommt, dass wir stets mit unserem eigenen Fahrzeug unterwegs waren und die Reisegruppe sehr klein gehalten wurde. Mit denselben Fahrern und lokalen Reiseführern, die uns ganze Reisestrecke über begleitet haben.

War durch die Corona-Schutzmaßnahmen und Beschränkungen überhaupt eine tolle und unbeschwerte Reise möglich?

Alex von TripLegend: Oh ja und um ehrlich zu sein, hatten wir, wenn man das Ganze rein auf das Reisen bezieht, auch einige Vorteile. Egal an welcher Location wir waren: Meist waren wir dort die einzigen Touristen. Höhlen, Berge – das hatten wir alles alleine für uns. Das war natürlich eine super authentische Erfahrung. Die Schattenseiten waren natürlich, dass an den touristischen Orten einiges geschlossen – insbesondere in den größeren Städten, die auch vom Tourismus leben, hatten beispielsweise einige Geschäfte nicht geöffnet. Von unserem Programm konnten wir aber alles wahrnehmen, da wir generell eher die authentischen Orte und Erlebnisse ansteuern – solche, die eben auch von der lokalen Bevölkerung genutzt werden und geöffnet sind. Auch in den meisten Unterkünften waren wir übrigens so ziemlich die einzigen Gäste. 

Es spricht natürlich für euch, wenn ihr als Reiseanbieter einer der wenigen seid, die auch zu Corona-Zeiten sichere Reisen anbieten können, die zum tollen Erlebnis werden. Was sind denn die Highlights Georgien-Reise? Was habt ihr erlebt?

Alex von TripLegend: Die Zeit in Georgien haben wir als Rundreise gestaltet. Dabei wollten wir das Land in 12 Tagen von seiner echten Seite kennenlernen und so viel wie möglich davon sehen. So waren wir unter anderem in Tiflis. Eine wirklich pulsierende Hauptstadt, muss ich sagen. Extrem facettenreich mit vielen Kulturen, die sich dort niedergelassen haben. Das Essen voll mit regionalen Zutaten und georgischen Spezialitäten. So gut war auch der Wein, unser täglicher Begleiter vor Ort. Mit Weinverkostungen in einem Land, das diesen Traubensaft bereits vor 8.000 Jahren hergestellt und getrunken hat. Die Weinkultur dieses Landes hat uns sehr begeistert. Von Tiflis aus ging es dann direkt Richtung Berge. Mit den Herbstfarben und den schneebedeckten Gipfeln war das eine unglaubliche Aussicht und Erfahrung. Danach überraschte uns unser Fahrer, der tatsächlich den Grill rausgeholt und uns mit Leckereien verzaubert hat .

Gastfreundschaft wird in Georgien großgeschrieben – das bekamen wir deutlich zu spüren. Vom Gebirge aus ging es dann wieder zurück ins Inland. Dort haben wir verschiedene Stopps eingelegt. Unter anderem an kleineren Dörfern und deren Märkten. Dabei ging es durch die unterschiedlichsten Landschaftstypen – von Bergketten, über Höhlen und Steppen bis hin zu Natur-Reservaten und sogar einem Canyon. Das Terrain half uns, vom Alltag abzuschalten und einfach mal nur die Natur zu genießen. 

Mein persönliches Reise-Highlight war der Trip zu einer der höchst gelegenen Siedlungen Europas. In dieser Höhe haben uns die Locals auf ein Fußballspiel herausgefordert – das gab erstmal eine peinliche Niederlage für uns 

Ansonsten waren wir viel wandern und die Natur genießen. Auch am Schwarzen Meer hielten wir uns auf. Dort haben wir gelernt, eine georgische Spezialität namens Puri selbst herzustellen – eine Art Brot, die gerne mit Käse und Ei gegessen wird. Es reihen sich eine Vielzahl von weiteren Erlebnissen aus unserer Georgien-Reise mit ein, die diese Reise unvergesslich machen. Obwohl wir von TripLegend eigentlich zum Testen der Reise, also zum Arbeiten vor Ort waren, war das Ganze Entspannung pur. Wir waren mehr als positiv überrascht vom Land, von unseren Erlebnissen und vom Facettenreichtum Georgiens.

Da habt ihr ja einiges erlebt. Wie spontan/flexibel war euer Programm dahingehend ausgerichtet, auch auf Grund der Pandemie-Situation?

Alex von TripLegend: Grundsätzlich haben wir immer ein Programm, das den Rahmenplan der Reisen darstellt. Doch lassen wir dabei absichtlich Raum für kurzfristige Änderungen, neue Ideen und Alternativ-Vorschläge. So können wir extrem spontan und flexibel agieren – auch und gerade jetzt zu Pandemie-Zeiten. Als Reise-
anbieter passen wir uns sowohl der jeweiligen Reise-Situation als auch den Bedürfnissen der Reise-Teilnehmer an – das tun auch unsere Partner vor Ort. Die Georgien-Reise hat uns gezeigt, dass das der richtige Weg ist. Und so konnten wir uns schnell an neue Gegebenheiten anpassen.

Wie verlief die Heimreise nach Deutschland? Tauchten da irgendwelche Probleme auf?

Alex von TripLegend: Nein – und das, obwohl unser Rückflug während der nächtlichen Ausgangssperre in Georgien stattfand. Wir bekamen aber eine Ausnahme-Besätitung der Poliziei vor Ort. Unser lokaler Guide hat sich darum gekümmert – ganz legal – sodass die Abreise überhaupt kein Problem darstellte.

In Deutschland angekommen bestand für uns natürlich erstmal Quarantänepflicht – da wir von einem Risiko-Gebiet (Georgien) zurückgereist sind. Nach den zum damaligen Zeitpunkt vorgeschriebenen fünf Tagen Quarantäne machte ein jeder von uns einen PCR-Test. Testergebnis: Negativ.

Über TripLegend

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Interview: 2020, Alexander Ditzel von TripLegend mit Roadtrip Stories (Titelbild: © TripLegend) Dieser Beitrag enthält freiwillige Werbung ohne Beauftragung.

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